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Ein Dreiklang für die Energiewende: Klimaschutz, Versorgungssicherheit und soziale Gerechtigkeit
So, 7.5.23

Ein Dreiklang für die Energiewende: Klimaschutz, Versorgungssicherheit und soziale Gerechtigkeit

DIESER ANTRAG WURDE VON DER LANDESMITGLIEDERVERSAMMLUNG AM 7. MAI 2023 IN FREIBURG BESCHLOSSEN.

Eine der wichtigsten Säulen für wirksamen Klimaschutz ist die Energiewende, daher müssen wir das Zeitalter der fossilen Energieträger schleunigst beenden. Auch kann die flächen- und zeitdeckende Verfügbarkeit von Energie nur gewährleistet werden, wenn wir unabhängig von Energieimporten aus dem Ausland werden. Eine dezentrale Energieversorgung mit erneuerbaren Energieanlagen ist dafür unabdingbar. Dabei darf die soziale Komponente nicht außer Acht gelassen werden, denn Strom und Wärme sind keine Luxusgüter und müssen zur Existenzsicherung aller Einwohnenden unabhängig von der finanziellen Situation gleichermaßen zur Verfügung stehen.

Energiepolitik ist für uns ein Dreiklang aus Klimaschutz, Versorgungssicherheit und sozialer Gerechtigkeit. Es muss aufgehört werden, die drei Themenfelder gegeneinander abzuwägen, denn für uns als Grüne Jugend BW steht außer Frage, dass diese drei Ziele nur gemeinsam erreicht werden können.

Wie gestalten wir eine sozial gerechte Energiewende?

Die seit dem vergangenen Jahr stark gestiegenen Energiepreise stellen für ganz Deutschland eine große Herausforderung dar. Doch sind besonders Menschen einkommensschwacher Haushalte überproportional stark von ihnen betroffen. Die beschlossenen Entlastungspakete konnten die Mehrkosten zwar zu einem gewissen Teil ausgleichen, sind jedoch keine mittel- oder langfristig akzeptable Lösung. Als Grüne Jugend BW fordern wir, dass Menschen mit geringem finanziellen Handlungsspielraum ausreichend dabei unterstützt werden, ihre Energieversorgung langfristig abzusichern. Dafür braucht es unbürokratische Hilfen und Förderungen, die den Austausch bestehender Energieinfrastruktur durch energieeffizientere und CO2-neutrale Alternativen unterstützen. Zum Beispiel sollte der Austausch von Heizkesseln gegen klimaneutrale Wärmeerzeugungsanlagen auch von Landesseite abhängig vom Einkommen stärker bezuschusst oder im Härtefall sogar vollständig übernommen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass entsprechende Hilfen direkt bei den Menschen ankommen.

Neben der finanziellen Grundlage muss eine umfassende Beratung und Aufklärung als essentieller Teil einer sozial gerechten Energiewende gewährleistet werden. Förderungen müssen unbürokratisch zugänglich, weitgehend bekannt und effizient sein. Zu diesem Zweck muss allen Haushalten kostenlose Energieberatung zur Verfügung gestellt werden. Zu einer sozial gerechten Energiewende gehört auch, dass nicht nur private Haushalte, sondern auch die Industrie berücksichtigt wird. Zum Beispiel muss bei der Flexibilisierung der Energienachfrage gezielt bei der Industrie angesetzt werden. Die Verantwortung darf hierbei nicht auf einzelne Haushalte abgewälzt werden.

Zudem fordern wir als Grüne Jugend BW, dass Nothilfen und Entlastungen gezielt nur an den Stellen zur Anwendung kommen, an denen sie wirklich benötigt werden. Durch die Schaffung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Einführung oder den Ausbau von Förderungen müssen darüber hinaus weitere Anreize für klimafreundliche Angebote geschaffen werden. Beispiele hierfür wären eine Abwrackprämie für energieintensive Haushaltsgeräte oder ein Fördertopf für Sanierungsmaßnahmen bei besonders alten und ineffizienten Gebäuden. Klimaschädliche Angebote müssen dagegen sanktioniert oder gesetzlich verhindert werden.

Laut einer Statistik der IW Köln war im Mai 2022 jeder vierte Mensch in Deutschland von Energiearmut betroffen und musste mehr als 10% Ihres Haushaltseinkommens für Strom und Gas ausgeben. 2021 war es nur jede*r siebte. Also ist zu befürchten, dass sich diese Zahl auch in Zukunft weiter erhöht. Besonders betroffen hiervon sind zum Beispiel Alleinerziehende, Studierende, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung und Rentner*innen.

Um dieser Ungerechtigkeit entgegenzuwirken, fordern wir den sofortigen Ausbau von Sozialtarifen, die es einkommensschwachen Haushalten ermöglichen, reduzierte Energiepreise zu zahlen. Möglich wird dies zum Beispiel durch eine Staffelung der Energiepreise nach Einkommensgruppen. Erneuerbare Energien sind die am günstigsten erzeugenden Stromquellen, trotzdem wird der Strompreis durch die am teuersten produzierenden Stromkraftwerke festgelegt. Die fossile Energieproduktion im Merit-Order-System treibt somit die Strompreise in die Höhe. Um einer ungebremsten Strompreisentwicklung vorzubeugen fordern wir eine Strompreisobergrenze. Zudem sollten finanzielle Hilfen wie Subventionen und Senkungen von Strom- und Heizkosten sowie erhöhte Wohn- und Energieförderungen nicht nur häufiger, sondern auch einfacher und unbürokratischer erfolgen. Kosten für Wärme aus Wärmenetzen darf unterm Strich nicht teurer sein als individuell erzeugte Wärme.

Wir als Grüne Jugend BW engagieren uns für eine sozial gerechte Energieversorgung mit Zugang zu Strom und Wärme für alle, unabhängig vom Einkommen. Wir fordern die zügige Umsetzung dieser Maßnahmen zur Bekämpfung der Energiearmut und zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit in Deutschland.

Jede*r muss die Möglichkeit bekommen, sich an der Finanzierung erneuerbarer Energien zu beteiligen. Eine Schlüsselrolle nehmen hierbei die Mieter*innenstrommodelle ein. Dadurch, dass Mieter*innen selbst erzeugten Strom nutzen, können die Energiekosten deutlich gesenkt werden. Dafür braucht es neben einer finanziellen Unterstützung einen vereinfachten Netzzugang sowie die Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen für den Verkauf von Mieter*innenstrom.

Um die Gerechtigkeit der Einspeisung sowie die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung grüner Energie für individuelle Haushalte zu befördern, befürworten wir, eine Erhöhung der Einspeisevergütung für die Stromerzeugungindividueller Haushalte welche die Einspeisevergütung einem durchschnittlichen Einkaufsstrompreisangleicht.

Weiter soll das Konzept des Community-Stroms stärker etabliert werden. Indem das Land Baden-Württemberg die Forschung zu dieser Thematik fördert, sollen in Zukunft mehr Personen von preiswerten Solarstrom profitieren können.

Städte und Gemeinden, die auf ihrer Gemarkung große Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energie ermöglichen, sollten zukünftig von diesen Standorten stärker finanziell profitieren als bisher. Das Projektieren von Windkraftwerken und jede großflächige Freiflächen-Photovoltaikanalge wird dadurch nicht nur bei den kommunalen Entscheidungsträger*innen attraktiver, wir sorgen auch für eine größere Anerkennung in der lokalen, meist dörflich geprägten, Bevölkerung wenn Großprojekte die FInanzierung von zusätzlichen Freizeitangeboten und/oder besserer Infrastruktur ermöglichen. Um Kommunen stärker von Standorten erneuerbarer Energie profitieren zu lassen setzen wir uns dafür ein, die kommunale Beteiligung stark zu erhöhen sowie steuerpolitisch konsequent dafür zu sorgen, dass Gewinne auch im Energiesektor dort versteuert werden, wo sie auch erzeugt werden.

Darüber hinaus fordern wir, dass das Land Baden-Württemberg Kommunen finanziell bei der Ausweitung der Balkonsolaranlagenförderung unterstützt. Auch müssen weitere Anreize für die energetische Sanierung sowie den Einsatz erneuerbarer Energien in Mehrfamilienhäusern und vermieteten Wohneinheiten eingeführt werden. Um auch denkmalgeschützte Gebäude in einen energetisch einwandfreien Zustand bringen zu können, braucht es außerdem zweckdienliche Ausnahmen beim Denkmalschutz.

Je nach Ausgangssituation in den Kommunen sollen diese stärker in die Pflicht genommen werden, Dachflächen von Eigenheimbesitzer*innen für PV zu mieten oder die kommunalen Dachflächen an lokale Bürger*innenenergiegenossenschaften zu vermieten.

Die Beteiligung von Privatanleger*innen an Infrastruktur- und Energiewendeprojekten, wie zum Beispiel durch Bürger*innenenergiegenossenschaften, ist für die Energiewende von entscheidender Bedeutung und wird dringend benötigt, um nicht nur die Klimaziele zu erreichen, sondern auch kommunale Akzeptanz von erneuerbaren Energien zu erhöhen. Einkommensschwache Gruppen, insbesondere BIPoCs und FINTA*-Personen sind in solchen Projekten stark unterrepräsentiert, da nach wie vor für eine große Zahl an Menschen Anlage- und Investitionsstrategien keine Lebensrealität darstellen. Wir sehen Bürger*innen-Genossenschaften als Baustein der Energiewende, erkennen aber gleichzeitig an, dass umfassende Maßnahmen notwendig sind um Ungleichheiten in der Energiepolitik zu beseitigen, eine Maßnahme wäre beispielsweise eine Obergrenze für die finanzielle Mindestbeteiligung.

Diese Maßnahme soll es allen ermöglichen, sich an solchen Projekten zu beteiligen und diese zu unterstützen. Darüber hinaus fordern wir die Förderung von Bildungsmaßnahmen zum Thema Energiesparen, wie Handwerker*innenschulungen und Schulveranstaltungen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Schulenergieeffizienz“ in Nordrhein-Westfalen. Auch in den Studien- und Ausbildungsgängen im Bereich der Energieversorgung sollen die Erneuerbaren Energien im Fokus stehen. Denn solche Bildungsmaßnahmen können helfen, das Bewusstsein für Energieeinsparung und -effizienz zu schärfen und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass alle Menschen in Deutschland die Notwendigkeit der Energiewende erkennen und sich gleichermaßen an ihrer Umsetzung beteiligen.

Umweltbildung muss in allen Bildungsbereichen verankert werden. So kann die Akzeptanz von klimapolitischen Maßnahmen erhöht und die Möglichkeit der dualen Ausbildung und der beruflichen Bildung in der Branche der erneuerbaren Energien gefördert werden.

Wegen der Preisexplosion der Energiepreise haben die Hochschulen mit gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen. Dabei kommt es, trotz Einsparungen, zu hohen Defiziten bei den Universitäten. Wir fordern, dass das Land die, durch Energiekosten bedingten, Haushaltsdefizite der Universitäten für die Jahre 2022 und 2023 übernimmt um nachhaltige Schäden zu vermeiden.

Wem soll die energetische Infrastruktur gehören?

Die energetische Infrastruktur gehört als kritische zivile Infrastruktur in die öffentliche Hand. Dabei müssen die verschiedenen Ebenen und Akteure - Bund, Land, Kommunen und öffentliche Bürger*innenenergiegenossenschaften - gemeinsam als Eigentümer*innen kooperieren. Besonders beim Bau neuer Wind- und Solaranlagen in BW bieten Bürger*innenenergiegenossenschaften ein großes Potenzial, das weiter ausgebaut werden sollte. Vor dem Hintergrund ausreichender finanzieller Förderung müssen nun vor allem Beratungs- und Werbeangebote unterstützt werden, damit Einwohnende von den Angeboten erfahren.

Bezüglich der Frage, wie mit den existierenden energetischen Besitzverhältnissen umzugehen ist, schlagen wir als Grüne Jugend BW folgende Maßnahmen vor:

Für bestehende Netzinfrastruktur sind wir als Grüne Jugend BW der Ansicht, dass der Staat eine ausgebaute Netzinfrastruktur gewährleisten muss - insbesondere dort, wo diese sich rein wirtschaftlich nicht rentiert. So begünstigt der Staat private Investitionen in die Energieerzeugung und ermöglicht den dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien, durch leistungsfähige und somit aufnahmefähige Netze. Deswegen fordern wir, dass bestehende Netze und Netzbetreiber*innen, wie TransnetBW, durch den Staat aufgekauft werden. Dabei sollen keine parallelen Netzstrukturen gegründet werden, sondern Bestand aufgekauft und nur bei Nichtexistenz neue Netze geschaffen werden. Die Verteilnetze und Wärmenetze sollten in kommunaler bzw. regionaler staatlicher Hand liegen, um die Bedürfnisse vor Ort besser einfangen zu können. Wasserstoffnetze sollen nur als “Übertragungsnetz” existieren und so wie alle Übertragungsnetze in Bundes- bzw. zukünftig europäischer Hand liegen. Wasserstoff in den Verteilnetzen sehen wir als keine Variante der Wärmeversorgung an, solange Alternativen zur Verfügung stehen und Wasserstoff knapp und teuer ist.

Die Erzeugungsinfrastruktur soll hingegen privatwirtschaftlich und staatlich organisiert werden, jedoch mit verstärkter staatlicher Kontrolle und Fokus auf dezentraler Erzeugung. Dabei stehen die demokratische Legitimation und Interessen der Einwohnenden im Vordergrund, die durch eine gemeinwohlorientierte und demokratische Unternehmensstruktur der Energieerzeuger*innen erreicht werden kann. Vor diesem Hintergrund betonen wir als Grüne Jugend BW die Notwendigkeit der Unterstützung von regionalen Erzeuger*innen wie z.B. kommunal organisierten Stadtwerken und Bürger*innenenergiegenossenschaften. Dadurch wird die regionale Wertschöpfung gesteigert. Gleichzeitig müssen Einwohnende beim individuellen Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt werden, beispielsweise durch die Anmietung von Dachflächen, günstige Kredite für Dach-Solar sowie Dialoge mit Landwirt*innen über Agri-Photovoltaik. Außerdem müssen Planung und Genehmigung solcher Anlagen vereinfacht werden.

Neue energetische Infrastruktur soll analog zur bestehenden Infrastruktur aufgebaut werden mit verstaatlichten Strom-/Wärmenetzen und partiellen Wasserstoffnetzen sowie privatwirtschaftlich, aber gemeinwohlorientiert und demokratisch organisierte Erzeugungsunternehmen.

Unser Ziel, die Infrastruktur zur Erzeugung erneuerbarer Energien möglichst regional und in Einwohnendenhand umzustrukturieren, lässt sich am einfachsten durch die umfassende Unterstützung der kommunalen und regionalen Erzeuger sowie die Motivation zur Neugründung oder durch staatliche Gründungen erreichen.

Wir fordern als Grüne Jugend BW energetische Speichermöglichkeiten durch gezielte Förderung und gesetzliche Grundlagen sowohl im staatlichen als auch im privaten Raum voranzubringen. Dazu sollte die Landesregierung in einem ersten Schritt einen rechtlichen Rahmen schaffen, der den Ausbau von Energiespeichern, wie beispielsweise von Batteriespeichern, thermischen Speichern und saisionalen Wasserstoffspeichern durch baurechtliche Erleichterungen, attraktiver gestaltet. Die Schaffung von Anreizen und Förderprogrammen für Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen, um in dezentrale Speichertechnologien wie Batteriespeicher und thermische Speicher zu investieren, ist ebenfalls wichtig.

So fordern wir, den Aufbau von Speicherkapazitäten bei Privathaushalten und Privaten Erzeugern mit Nullzinskreditenzu unterstützen.

Für Versorgungs- und Großunternehmen müssen Mindestspeicherqouten gesetzlich verankert und die staatliche Netzinfrastruktur mit Speichern aus öffentlicher Hand versehen werden. Übergreifend muss das Land hierfür Ausbauziele im Sinne des 1,5-Grad-Ziels festlegen. Gleichzeitig sollte die Forschung und Entwicklung innovativer Speichertechnologien finanziell unterstützt werden, um den Technologietransfer und die Markteinführung dieser Technologien zu beschleunigen. Eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Politik kann dabei helfen, optimale Lösungen für den Energiemarkt zu entwickeln und umzusetzen. Schließlich sollten auch Bildungs- und Informationsmaßnahmen ausgebaut werden, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Energiespeichern in der Energiewende zu erhöhen und die Akzeptanz solcher Technologien unter den Einwohnenden zu fördern.

Wie schaffen wir die Energiewende?

Als Grüne Jugend BW fordern wir die aktive Gestaltung der Energiewende, damit diese so schnell und sozial gerecht wie möglich umgesetzt werden kann. Wir sehen den Fokus dabei auf der Elektrifizierung von bestehenden Prozessen in der Industrie, Energiewirtschaft und im Gebäudesektor und definieren die klimaneutrale Energiewende durch klimaneutralen Strom und Wärme. Der Themenkomplex Verkehrswende wird in einem kommenden Leitantrag behandeln. Besonders möchten wir zudem auf Energiesuffizienz eingehen, ohne die aus unserer Sicht keine Energiewende möglich ist.

Als Grüne Jugend BW fordern wir, für eine klimagerechte Energiewende neben Effizienz und Konsistenz vor allem auf Suffizienz zu setzen. Ansätze hierfür sind vergleichende Stromverbrauch-Tracker, städtische Energiepreise sowie dezentrale Energieversorgung. Zur Verringerung des Energieverbrauchs im Bereich Wohnen braucht es einen stärkeren Fokus auf Suffizienzmaßnahmen, wie bspw. Wohnraumtausch, Steuervergünstigung von Untervermietung, Wohngemeinschaften und Leerstands-Vermeidungs-Strategien. Auch in der Industrie leisten Suffizienzansätze einen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs, wie die Förderung von suffizienten Geschäftsmodellen und die Umstellung auf ressourcenarme Produktionsprozesse. Um suffiziente Energiepolitik durchzusetzen, muss ein neues Maß für Wohlstand entwickelt werden, was in Baden-Württemberg als gemeinsame Aufgabe der Ministerien und Kommunen im Dialog mit den Einwohnenden passieren sollte.

Begleitend zur Energiewende soll ein neues Maß für Wohlstand entwickelt werden. Der weitere Inhalt des Begriffs in könnte auch durch den gemeinsamen Dialogzwischen Kommunen, Einwohnenden und Ministerien bestimmt werden.

Die Industrie muss ebenfalls ihren Energieverbrauch reduzieren und elektrifizieren. Investitions- und Betriebskostenzuschüsse sollen für kleine und mittelständische Unternehmen bereitgestellt werden, um die Umstellung auf erneuerbare Energien zu erleichtern. Zudem kann die Nutzung von Abwärme durch Nahwärmenetze in Industriegebieten gefördert werden, um die Energieeffizienz zu steigern. Kleinen und mittelständischen energieintensiven Unternehmen sollen Angebote zur Transformationsberatung bereitgestellt werden. Dies muss auch einen stärkeren Fokus auf digitalisierte Prozesse beinhalten, wie beispielsweise die Digitalisierung von Rechnungen und Stundenzetteln. Der Industriezweig soll auf klimaneutrale Prozesse umsteigen und grüner Wasserstoff soll produziert werden, wenn dies keine Erhöhung des Anteils an braunem Strom innerhalb oder außerhalb Deutschlands direkt nach sich zieht. Wasserstoff sowie nachhaltige Biomasse soll nur in Fällen verwendet werden, in denen keine anderen klimaneutralen Alternativen zur Verfügung stehen. Großunternehmen müssen verpflichtet werden einen Weg zur Klimaneutralität vorzulegen und entsprechende Einhaltung von Zwischenzielen nachzuweisen.

Für die klimagerechte Energiewende braucht es einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien (EE). Die im Klimagesetz des Landes festgelegten Fächenziele sind schon jetzt nicht mehr zeitgemäß. 1,8% der Landesfläche sind der Gesetzgebung des Bundes zufolge in allen Regionen für die Windkraft auszuweisen. Auf Landesebene stehen wir also logischerweise in der Pflicht ein neues Flächenziel für die Freiflächen-Photovoltaik einzufordern. Als GRÜNE JUGEND Baden-Württemberg fordern wir die Landesregierung auf, durch eine Novelle des Landesklimagesetzes 1,5% der Landesfläche in Vorrangflächen für die Freiflächenphotovoltaik zur Verfügung zu stellen. Diese Ziele müssen für alle Regionalverbände gleichermaßen gelten, wir nehmen so Industrieregionen in die Pflicht die Energiebedarfe, die sie haben auch möglichst selbstständig decken zu müssen. Wir möchten rechtliche Hürden für den Bau und die Genehmigung von EE-Anlagen für Kommunen beseitigen und Finanzierungsmodelle zur Unterstützung entwickeln. Die bereits verabschiedete PV-Pflicht auf den Dächern Baden-Württembergs sollte durch Finanzierungshilfen unterstützt und auf alle geeigneten Gebäude mit einer Mindestbelegung von 50% ausgeweitet werden. Zusätzlich zur Einspeisevergütung muss es ein zinsloses Darlehen zur Installation von Photovoltaik geben, das durch die erzielten Gewinne zurückgezahlt werden kann. Die Einwohnenden sollen durch prozedurale Beteiligung und finanzielle Teilhabe zur Akzeptanz von EE-Anlagen motiviert werden. Der Ausbau der Hochspannungsnetze ist notwendig, um das Nord-Süd-Gefälle auszugleichen, während der Ausbau der EE-Anlagen ebenfalls verstärkt dort erfolgen sollte, wo er auch gebraucht wird.

Um eine klimagerechte Energiewende voranzutreiben, müssen Investitionen in bereits verfügbare Technologien zur Nutzung von erneuerbaren Energien und den Netzausbau prioritär behandelt werden, ohne auf noch zu erforschende Technologien zu warten.

Als Grüne Jugend BW setzen wir uns auch für die Reduzierung von fossilen Brennstoffen in der Wärmeversorgung von Gebäuden ein. Dies muss durch passende Sanierungsmaßnahmen und den Einsatz von dezentralen EE-Anlagen und Nah- und Fernwärmeanschlüssen erfolgen. Es braucht eine Anschluss- und Benutzungspflicht für Wärmenetze auch im Bestand. Wir fordern die Ausweitung der Zahlungen der Landesregierung im Rahmen des Klimaschutzgesetzes, sodass kommunale Verwaltungen personelle Kapazitäten und Kompetenzen aufbauen können, um die kommunale Wärmeplanung umsetzen zu können. Bei der Umsetzung von Klimazielen im Sektor Wohnen ist die Koordination durch die Landesregierung relevant, weswegen wir zentrale Ansprechpersonen und Leitfäden fordern. Zur Förderung der Entwicklung von Energiekonzepten innerhalb von Kommunen und Quartieren soll ein spezielles Monitoring- oder Managementsystem zur Planung von Sanierungen für Wohnungsunternehmen etabliert werden, um die Energieeffizienz zu erhöhen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dieses System soll helfen, Sanierungen gezielt und effizient umzusetzen.

Zudem soll die Zentralisierung von Heizungssystemen in Mehrfamilienhäusern und der Wärmeversorgung, in Form von Wärmenetzen, gefördert werden, um den Energiebedarf weiter zu senken. Hierbei wird Wärme aus Abwärme und Wärmepumpen in einer zentralen Anlage erzeugt, die dann an die verschiedenen Gebäude verteilt wird. Bereits vorhandene Wärme, wie z.B. Abwärme oder Wärme aus Gewässern (z.B. Bodensee) soll, wo möglich, bevorzugt genutzt und (Groß-)Projekte für Ab- oder Seewärmenutzung staatlich gefördert werden. Dies ermöglicht eine effizientere Nutzung von Energie und reduziert den Bedarf an Heizgeräten in jedem Gebäude. Außerdem sollten programmierbare Stromverbraucher und Photovoltaikanlagen gefördert werden. Eine Förderung von Innovationen im Bereich der seriellen Sanierung sowie der softwaregestützten Überwachung von Energieverbrauch und Effizienz kann den Ausbau der Energieeffizienz vorantreiben.

Das Land Baden-Württemberg muss zum Erreichen der Ziele auch verstärkt auf Bildung setzen. Die Integration der Energieberatung in passende Studiengänge und deren Förderung sollte erleichtert werden, um den Fachkräftemangel im Bereich der Energieeffizienz zu bekämpfen. Außerdem soll der Zugang zur berufsbegleitenden Ausbildung der Energieberatung erleichtert werden. An Universitäten und Ausbildungsstätten sollen Forschungen, sowie Aus- und Weiterbildungen zur Einbringung der Digitalisierung in die Energiewirtschaft und Stärkung des Handwerks gewährleistet werden. Eine klare und zugängliche Beschreibung der Fördermaßnahmen sowie eine stärkere Aufklärung der Einwohnenden darüber könnte helfen, deren Nutzung zu erhöhen. Außerdem möchten wir die Einführung von Energiemanagementsystemen für klein- und mittelständische Unternehmen sowie Kommunen ausweiten und die CO2-Belastung von Lieferketten reduzieren. Eine wichtige Rolle spielt die Beratung und Information durch das Land und die Kommunen, deren Kapazitäten erweitert und qualitativ hochwertiger gestaltet werden sollen.

Fazit

Die Energiewende in Baden-Württemberg ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die das Engagement und die Zusammenarbeit aller Akteur*innen erfordert. Um Klimaschutz, Versorgungssicherheit und soziale Gerechtigkeit in Einklang zu bringen, müssen wir innovative Lösungen entwickeln und umsetzen, die den Übergang zu einer dezentralen und nachhaltigen Energieversorgung ermöglichen. Dies umfasst die Förderung von erneuerbaren Energien, den Ausbau von Energiespeichern und Netzinfrastruktur, sowie die Verbesserung der Energiesuffizienz und -effizienz. Zugleich müssen wir sicherstellen, dass die Energiewende sozialverträglich gestaltet wird und niemanden zurücklässt. Hierzu gehört auch, dass wir den Zugang zu sauberer, erschwinglicher Energie für alle gewährleisten. Indem wir als Grüne Jugend BW an diesen Zielen arbeiten, können wir die Energiewende erfolgreich gestalten und einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes leisten.