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Natur erhalten – Biodiversität fördern
So, 3.6.12

Natur erhalten – Biodiversität fördern

NATUR ERHALTEN - BIODIVERSITÄT FÖRDERN

Naturschutz und biologische Vielfalt gehen Hand in Hand mit einer intakten Umwelt und einer lebenswerterenZukunft. Dabei setzen wir beim Naturschutz nicht nur darauf, die Lebensgrundlagen für uns Menschen zuerhalten, Naturschutz ist auch um der Natur willen nötig.Die Natur und Artenvielfalt hat ihren eigenen Wert, der durch keine wirtschaftlichen Belange gegengerechnetwerden kann. Welchen Wert die Natur und Artenvielfalt für Mensch und Tier hat, wird insbesondere in einemFlächenland wie Baden-Württemberg sehr deutlich. Rund 70 Prozent der Fläche Baden-Württembergs könnenals ländlicher Raum bezeichnet werden. Ein Drittel der Bevölkerung lebt und interagiert in diesem Raum.Gerade hier, im ländlichen Raum Baden-Württembergs, tun sich im alltäglichen Leben Konflikte zwischenNaturschutz und menschlichem Lebensraum auf, die schon alleine durch eine Bewusstseinsänderung in derInteraktion mit der Natur vermieden und gelöst werden können. Nur wer von Kindesbeinen an ein Gespür fürden Sinn der Natur und ihre Artenvielfalt vermittelt bekommt, schützt und erhält diesen unersätzlichen Wert.Aus der Forschung wissen wir, dass Kinder sich ihre Spielräume selbst gestalten wollen. Dafür gibt es keinenbesseren Ort als die Natur. Die Natur und ihre Artenvielfalt vermittelt den Kindern Freiheit. In diesem Umfeldder Freiheit wird es Kindern ermöglicht positive Erfahrungen zu machen und die Natur und ihre Artenvielfaltmit diesem positiven Gefühlen zu verknüpfen. Diese Erlebnisse aus der Natur werden somit zur Motivation undAntriebskraft zum Schutz eben dieser. Deshalb müssen wir schon früh anfangen, Kindern und Jugendlichen dieNatur nahezubringen. Kinder, die keinerlei Erfahrung mit der Natur machen und nur in einer Kunstwelt dermenschlichen Zivilisation aufwachsen, entfremden sich von der Natur und haben somit auch keinerleiMotivation, die Natur und ihre Vielfalt zu schützen.Die GRÜNE JUGEND Baden-Württemberg fordert deshalb:•Den Zugang für Kinder und Jugendliche zur Natur nicht durch unnötige Bewirtschaftung undFlächenversiegelung zu verhindern, sondern wohnortnahe Naturerlebnisräume zuzulassen und neueRäume zu schaffen.•Eine dezentrale Organisation des alltäglichen Lebens von Kindern und Jugendlichen. Nur so wird esihnen ermöglicht auch auf ihrem Weg zur Schule und/oder Freizeitaktivität die Natur zu erfahren.•Öffentliche Parks, Garten und Grünanlagen sollten vor allem so gestaltet sein, dass die natürlichenGegebenheiten vor Ort abgebildet werden.•Den Naturschutz nicht so auszulegen, dass es Kindern verboten wird wilde Natur zu betreten und zuerfahren.•Bei der Auswahl von Spielgeräten mehr auf den Ideenreichtum der Kinder und der Natur zu setzen, alsdie Kinder mit zu vielen Spielsachen zu überfluten.•In öffentlichen Kindergärten und Schulen, sowie bei privaten Betreuungseinrichtungen, z.B.Betriebskindergärten, soll auf regionale und saisonale Ernährung geachtet werden. Hierdurch wirdKindern und Jugendlichen der Wert und das Verständnis über Nahrungsmittel im Zusammenhang mitder Umwelt bewusst.•Eltern nahe bringen, dass es neben schulischer Bildung auch wichtig ist, dass Kinder Erfahrungen undErlebnisse in der Natur machen und so diese kennen und respektieren lernen.•Pädagogisch wertvolle Einrichtungen wie Waldkindergärten besser zu fördern und in Waldkindergärten erprobte Konzepte Eingang in Regelkindergärten finden zu lassen.•Kindergärten und Schulen sollten stärker mit Natur- und ErlebnispädagogInnen zusammenarbeiten.Natur- und Umweltbewusstsein ist kein Selbstläufer, sondern muss in jungen Jahren erlernt und angelegtwerden.Nicht nur Kindern und Jugendlichen sollen Möglichkeiten geboten werden, die Natur zu erfahren und zuerleben. Auch junge Erwachsene und ältere Erwachsene müssen die Möglichkeit haben, Natur so zu erleben wiesie eigentlich ist: Unbewirtschaftet und sich selbst überlassen. In den bestehenden Biosphärengebieten undNaturschutzräumen in Baden-Württemberg kann diese schon fast wilde Natur erlebt werden. Jedoch ist indiesen sensiblen und geschützten Räumen die Bewirtschaftung und Nutzung der Natur weiterhin möglich. DerMensch greift somit weiterhin in die natürlichen Prozesse der Natur und Artenvielfalt ein und verhindert somiteine normale, eben natürliche Entwicklung. Deshalb unterstützt die GRÜNE JUGEND Baden-Württemberg denvon der grün-roten Landesregierung angestoßenen Beteiligungsprozess und das Gutachten zur Prüfung einesNationalparks im Nordschwarzwald. Wir sehen in dem angestrebten Nationalpark eine große Chance für dieNatur und die Menschen in der Region. Von einem solchen Projekt profitiert die gesamte Naturlandschaft.Durch die Erhöhung der Anzahl an sogenannten Bannwäldern, also Waldflächen, die sich selbst überlassenwerden, erhöht sich die Artenvielfalt. Die bereits jetzt bestehenden Bannwälder in Baden-Württemberg und diezahlreichen bundesweiten Nationalparks belegen die positiven Auswirkungen insbesondere für die Natur.Durch die Einbeziehung bereits bestehender Bannwälder in den Nationalpark Norschwarzwald ermöglicht derMensch seltenen Tier- und Pflanzenarten einen größeren Lebensraum.Darüber hinaus bietet ein Nationalpark im Nordschwarzwald gute Chancen für die Entwicklung des in derRegion ansässigen Tourismus. Dabei muss es jedoch darauf ankommen einen nachhaltigen undsanftenTourismus zu etablieren und eben keinen Massentourismus, der dem Naturschutz schadet.Uns geht es jedoch auch nicht darum, lediglich für die Menschen Inseln der Erholung und Natur zu schaffen.Nationalparks, Naturschutzgebiete und ähnliche Einrichtungen müssen Teil eines gesamtheitlichenNaturkonzepts sein. Wenn wir der Natur nur in Nationalparks Rückzugsräume geben, die restlichen Flächendagegen wirtschaftlich ausgebeutet werden, sind Naturparks und Schutzgebiete viel mehr kontraproduktiv alsförderlich. In einem weiterem Schritt ist es deshalb auch wichtig den Naturschutz in der breiten Flächevoranzubringen. Dazu gehört eine Ökologisierung der Land- und Forstwirtschaft, genauso wie der Ausbau unddie bessere finanzielle Unterstützung bereits bestehender Naturparks und Biosphärenschutzgebiete.Naturschutz darf nicht dazu dienen, um als Touristenmagnet zu fungieren und schnelles Geld in eine Region zuholen. Naturschutz ist vor allem um der Natur willen nötig. Deshalb fordern wir bei der Errichtung einesNationalparks die Festlegung auf BesucherInnenobergrenzen. Diese soll unter Berücksichtigung vonErfahrungen aus anderen Nationalparks von den Natur- und Umweltverbänden sowie dem Ministerium fürLändlichen Raum des Landes Baden-Württemberg festgelegt werden.